Eine Reise, die keine werden wollte

Mein A-2,  "Heini" mit Namen, war durchgesehen, auch startklar, die Sieben-Sachen gepackt und auf die Reise gehen sollte es am 7. August.

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 Los geht’s also,  bis dann...

Der Plan war von Osterby über Dänemark, Schweden, Finnland und Norwegen das Nordkap zu erreichen, dann evtl. noch einen Abstecher auf die Lofoten zu wagen. Und natürlich zurück.

Das hatte in ähnlicher Form vor 12 Jahren schon einmal geklappt. Seinerzeit zusammen mit Heinz-Werner und unseren A.2-Rollern. Also warum nicht noch einmal versuchen?

Um den Grund dieser neuen Reise etwas plausibler zu gestalten, -auch für mich selber..., deklarierte ich sie einfach als Testfahrt, u.a. dem testen von:

  • den neu aufgezogenen Heidenau Reifen,     
  • der Hinterrad-Lösung, also Schnittstelle Schwinge innen / Bremstrommel außen, Auflagefläche der HR-Nabe, etc.,
  • der modifizierten Schwingenlagerung des Motors, mit PEEK-Lagern,
  • den neuen wegbegrenzten Bosch Kohlebürsten,
  • den bereits vor 2 Jahren von der GmbH gelieferten Gelbatterien,
  • dem vor kurzem montierten speziellen HR-Stoßdämpfer,
  • dem mech. Regler, hierzu gabs ein Voltmeter im Knieblech,

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Bordspannungsanzeiger im Knieblech

 

  • der allgemeinen, von mir zusammengeschraubten und verdrahteten Technik,
  • einem Bing-Vergaser, welcher mir im Frühjahr, Mitte Februar, von Peter in Padenstedt geschenkt wurde; nach einer Überholung ist dies mein erster Bing-Vergaser, welcher sich auch nach langem Leerlauf beim erneuten Gasgeben nicht "verschluckt". So nett hatten sich bisher bei mir nur die Pallas-Vergaser verhalten.
  • den neu gefertigten Ventilfedertellern unten & oben mitsamt den neuen, gehärteten Klemmhälften.

Bei bedecktem Himmel ging's gegen 09.00 Uhr morgens auf ins Abenteuer.

Die Großwetterlage war zwar nicht berauschend, aber wenn nicht jetzt, wann dann? So geht einer meiner Schnacks.

Unter Autobahn-Vermeidung gemütlich über die dänischen Dörfer und durch Kleinstädte gerollert, über die vielen Kreisverkehre sowie die recht seltsam schaltenden Ampeln geschimpft. Mal eben Aarhus besucht.

Die linke Kupplungs- und Schalthand war vielbeschäftigt. Der neue Kupplungszug probte den Widerstand und beliebte plötzlich immer schwergängiger und knarziger zu funktionieren.

Die Rückmeldungen meiner linken Hand zeigten bereits leichte Reizerscheinungen. Nein, das konnte nicht noch Tage so weitergehen, das wurde mir klar. Ein neuer Reserve-Bowdenzug war aber immerhin an Bord.

Der recht kräftige Rückenwind und der Motor schob uns, Heini und mich, über die 8 km Länge der Sturebeltbrücke, hin zur Bezahlstation und weiter.

Regen und Wind wurden heftiger, der Abend kam schnell herein mit seiner nasskalten Dunkelheit.

Nach mehreren Versuchen gab ich gegen 22:00 Uhr auf eine Übernachtung zu finden. Viele von meiner Frau Garmin  - ja, war upgedatet - aufgezeigten Hotels oder Gasthöfe waren offenbar während der Corona-Zeit eingegangen und nicht wiedereröffnet worden, andere belegt.

Die Straßen nun voll mit vom Starkwind abgerissenen, nassen und vermatschten Blättern und Zweigen machen das Fahren sehr unangenehm.

Im Rückspiegel sehe ich im Schummerlicht der Strassenbeleuchtung, wie ein kerniger Baumast hinter mir auf meine Fahrspur kracht.

Jetzt reichts, das wars: das ist ein Zeichen!

Kalt und feucht ist es, die Stimmung gruselig und unterhalb des Trittbretts.

Kurz vor Helsingör verbringe ich die Nacht im Wind- und Regenschutz einer unbemannten, aber beleuchteten Tankstelle. Ein kleiner Blumenladen mit seiner hellen Auslage nebenan erfreut zumindest das Auge etwas, habe selten soo eingehend Blumen betrachtet.

„Hvad laver den fyr?“ (Was tut der Kerl da?) Wird sich der Betrachter der Videos  - sechs Sicherheitskameras hatte es hier an der Zahl - später möglicherweise gedacht haben. „Rituelle Tänze? Beschwichtigungssymbolik, an den Wettergott adressiert? Oder einfach etwas daneben, der Aleman?“

Ich geb es zu, die aufsteigende Kälte zwang mich in diesen Nachtstunden, regelmäßige und rythmische Bewegungsübungen abzuhalten. Ob es der Entengang, Kniebeugen, Hüppekästchen, Seilspringen mit einem virtuellen Seil oder anderes war. So wurde etwas der Kälte entgegengewirkt und der Kreislauf bedankte sich.

Im Wohnhaus nebenan wird gegen 04:00 Uhr für etwa 5 Minuten das Licht hinter einem kleinen Fenster eingeschaltet. Ach ja.

Am frühen Morgen, der Osten hellt auf, die Straße belebt sich und der Sturm tost noch, geht’s  auf Gegenkurs. Die zwei Seelen in meiner Brust kämpfen noch miteinander. Wirklich die Reise abbrechen?

Hinter den Ortschaften dann meist freies Gelände, so dass der sehr böige Starkwind den Roller plötzlich von der Seite erfasst und große Ansprüche an die Schulter- und Armmuskulatur stellt. Das werde ich noch einige Tage lang zu spüren bekommen.

Die Sturebeltbrücke wieder hoch, nun im 2. Gang und max. 30km/h gegen den Regen und Sturmwind. Mehr ist einfach nicht möglich. Sehr starke, von vorne links kommende, Turbulenzen sorgen dafür, dass ich mit dem Roller die gesamte rechte Fahrspur benötige. Und die ist breit.

Sehr froh war ich über die neuen aufmontierten Heidenau-Reifen mit dem guten Grip. Wäre ich mit alten, harten Latschen eventuell "weggepustet" worden? Wer weiß?

Früh am Nachmittag in Odense angekommen, gönne ich mir eine Übernachtung - warme Dusche und so - mit leckerem und ausgiebigem Frühstück am nächsten Morgen.

Der Schlaf, so merke ich, war unbedingt nötig.

Am Nachmittag treffe ich dann zuhause ein, ich hatte Dagmar am Abend zuvor bereits entsprechend verständigt.

Tja, man kann nicht immer Glück haben und aus dem Abenteurer-Alter bin ich nun wohl auch leider schon raus. Nach der, naja, Reise…

Das Sturmtief, welches mich noch tagelang begleitet hätte, trug den Namen "Hans". Das war der Vorname meines Vaters. Doch, Vaddern hatte ja so recht.

Und die linke Hand beruhigte sich erst nach gut einer Woche.

Nun hieß es, den vielen Müsliriegeln und Bifis ein sinnvolles Ende zu bereiten.

 * Klaus, HCD 3072  *

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